Die sogenannte kleine Mittelstadt

Angedockt an die Sommerklausur in Aachen, machten wir uns am 07. Juli 2021 in Kleingruppen auf den Weg um kleine Mittelstädte aus dem Netzwerk in der Region kennen zu lernen. Angelehnt an den Podcast ‚Die sogenannte Gegenwart‘ waren wir auf der Suche nach Phänomenen, welche die kleine Mittelstadt ausmachen. Mit offenen Augen und Ohren streiften wir durch Alsdorf, Bedburg und Jülich, um deren Eigenart zu verstehen. Zu unseren Beobachtungen vor Ort tauschten wir uns nach unserer Rückkehr am Abend intensiv aus.

Alsdorf

Wie aus dem Stadtplanungsbilderbuch: Das ist unser erster Eindruck von der Umnutzung des früheren Zechengeländes Annapark. Eine modern und offen gestaltete Grünfläche, die zur Aneignung einlädt und mit den kaum fassbaren Dimensionen des Bergbaus spielt. Was für ein eleganter Umgang mit einer Altlastensanierung! Liegt es am Sommerferienbeginn, dass trotz gutem Wetter und Feierabendzeit so wenig los ist?
Angrenzend an den Park gibt es in der alten Kraftzentrale ein Kulturzentrum für die Bewohner:innen und ein neu gebautes, farbenfrohes Quartier, in dem sich die quadratisch angeordneten Zeilen der Reihenhäusern zu einer gemeinsamen Freifläche öffnen. Einladend nachbarschaftlich, wären die meisten Zäune nicht blickdicht verstärkt und stünden nicht große Gartenhütten wie kleine Trutzburgen auf den Grundstücksgrenzen.
Wir sind wohl überdurchschnittlich interessiert, bei unserem Streifzug werden wir mehrmals freundlich angesprochen und als „nicht von hier“ identifiziert.

Bedburg

Trotz unserer spontanen Ankündigung wurden wir am Mittwoch herzlich im neuen Rathaus Kaster von der aktuellen Leitung des Stadtplanungsamtes in Empfang genommen. Es folgte ein 1,5-stündiges Treffen, bei dem wir sowohl die spannende Stadtgeschichte Bedburgs als auch die unzähligen aktuellen Projekte kennenlernen konnten. In Erinnerung bleibt uns dabei sicher der originale rechtswirksame Flächennutzungsplan von 1980 (!), der vor uns auf dem Tisch ausgebreitet wurde und eindrücklich die Lage und Entwicklung Bedburgs zeigt. Mit diesem Hintergrundwissen machten wir uns schließlich auf den Weg die Stadt zu Fuß zu erkunden und dabei die historische Entwicklung auch räumlich zu erleben. Wir fanden mittelalterlich anmutende Stadtteile, Ortschaften, die aus Umsiedlungen des Tagebaus entstanden sind, Wappenbäume und schließlich auch ein historisches Schloss.

Jülich

Angekommen mit einer Seniorenreisegruppe am (Bus-)Bahnhof in Jülich, bewegten wir uns zu Fuß in die Innenstadt. Durch die vitale Fußgängerzone schlendernd, führte uns der Weg zuerst zur Zitadelle. Die Festungsanlage als prägendes räumliches Element der Stadt, die ein Gymnasium und historisches Museum beherbergt, lag ruhig und beschaulich in der Mittagssonne. Nach einem kurzen Abstecher an die Rur und an den Brückenkopfpark, haben wir uns mit dem ÖPNV auf den Weg zum Forschungszentrum gemacht. Einige Anläufe später und nach einem Fußmarsch durch den Wald, konnten wir leider nur einen Blick durch die hohen Zäune rund um die Anlagen werfen, da aktuell keine Besucher:innen zugelassen werden.