Going north – Urbane Transformationsprozesse in Kiruna (Schweden)

Von Christina Wilkens

Wie siedelt man eigentlich ein ganzes Stadtzentrum um und was macht das (aus planerischer Sicht) mit der Stadt und den Menschen? Welche Rolle spielt dabei das Thema Nachhaltigkeit? Und wer ist alles an einem solchen Prozess in welcher Form beteiligt?

Mit diesen und weiteren Fragen im Gepäck machte ich mich auf in die nördlichste Stadt Schwedens, um während der einwöchigen PhD Summer School Urban Arctic der Universität Luleå einen Blick hinter die (planerischen) Kulissen Kirunas zu werfen. Zusammen mit 14 weiteren Doktorierenden aus Finnland, Schweden, Norwegen, Österreich, Deutschland und der Türkei ging es auf historische, zukünftige und kulturelle Spurensuche, welche von den begleitenden Professor:innen der LTU, ULA und UIT fachkundig unterstützt wurde. Eindrücklich konnten wir uns ein Bild verschaffen: Ein ganzes Stadtzentrum umzusiedeln ist ein langwieriger und aufwendiger Prozess mit vielen Beteiligten und noch mehr Konflikten. Es stecken hier 20 Jahre akribischer Planungs- und Entwurfsarbeit dahinter, bevor auch nur an den Umzug eines einzigen Hauses gedacht werden konnte. Gleichzeitig wollte man die Chance, ein Stadtzentrum von Grund auf neu planen, entwerfen und bauen zu können, bestmöglich nutzen und dieses so nachhaltig wie möglich gestalten. Aber ist es das wirklich, wenn Bürger:innen zukünftig viel länger brauchen werden, um ins Stadtzentrum zu kommen? Wenn viele historische Gebäude im alten Stadtzentrum aus Kostengründen nicht umgesiedelt, sondern abgerissen werden? Wenn die Bevölkerung (in Kiruna im besonderen ethnische Minderheiten und die indigene Bevölkerungsgruppe der Samen) nur sporadisch in den Umsiedelungsprozess eingebunden wurden? Die vielen, interessanten Vorträge und Exkursionen während der Summer School zu den Transformationsprozessen vor Ort und den damit verbundenen Problemen, regten zu intensiven fachlichen Diskussionen unter den Teilnehmenden an. Nicht zuletzt war diese Woche Inspiration für mich, den eigenen raumplanerischen Horizont zu erweitern und im Zusammenhang mit der eigenen Forschungstätigkeit weiter zu denken.

Blick auf die Abraumhalde der Eisenerzmine in Kiruna
Das neue Gebäude der Stadtverwaltung im zukünftigen Stadtzentrum. Der Uhrenturm links wurde vom mittlerweile abgerissenen ehemaligen Gebäude der Stadtverwaltung umgesiedelt.
Blick in den Sitzungssaal der Stadtverwaltung (Copyright: Jacqueline Götze)
Kleines, aber feines Detail samischer Kultur in Kiruna
Teilnehmende der PhD Summer School Urban Arctic (Copyright: Andrea Luciani)