Stadtbesuche in Bad Kissingen und Hof
von Marie Graef
Während unserer Arbeitswoche in Coburg nutzten wir die Gelegenheit, um direkt noch zwei weitere Mittelstädte aus dem Netzwerk kennenzulernen: Bad Kissingen und Hof. In beiden Städten nahmen sich Mitglieder der Stadtverwaltung viel Zeit für unsere Fragen. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für die offenen und spannenden Gespräche!
Später erkundeten wir die Städte auf eigene Faust mit Hilfe eines Dérives. Das ist eine Methode der kreativen Stadtforschung, die wir wärmstens weiterempfehlen können. Durch das ziellose Umherschweifen im urbanen Raum werden nicht nur unbekannte Winkel, sondern möglicherweise auch neue Sichtweisen entdeckt.
Wie das geht? Hier ein Auszug aus unserer Anleitung (von Anastasia Schubina):
Sucht euch zu zweit oder allein einen Ort, der euer Interesse weckt oder im Gegenteil besonders langweilig erscheint. Haltet euch für eine Stunde an diesem Ort auf und beobachtet ihn. Fühlt euch methodisch frei – ihr könnt den Ort analysieren oder einfach die Stimmung aufsaugen. Am besten trennt ihr euch und unterhaltet euch nicht, um euch wirklich auf den Ort zu konzentrieren. Die einzige Prämisse ist, dass ihr eure Eindrücke auf eine frei wählbare Art festhaltet. Wie lässt er sich beschreiben, der genius loci? Ihr könnt Skizzen machen, ein Haiku schreiben, ein Interview führen… Ihr könnt auch erstmal nichts tun und dürft euch auch langweilen.
Nach einer Stunde könnt ihr aufbrechen und euch ein bisschen die Gegend erkunden. Ihr sollt eurer Intuition folgen. Vielleicht sind euch beim Herumsitzen und Passanten beobachten ja Ideen oder Fragen gekommen (oder auch nicht). Lasst euch eine weitere Stunde ziellos umhertreiben und geht spontanen Interessen nach. Das einzige Ziel, das euch leiten sollte, ist die Neugier. Habt außerdem im Hinterkopf, dass euer Spaziergang in einem Ergebnis festgehalten werden soll. Das verändert eure Sichtweise sicherlich und ist hoffentlich eine spannende Erfahrung. Darüber können wir uns abends, so wie die oben erwähnten Franzosen es bestimmt auch gemacht haben werden, bei einem Glas Wein im Salon austauschen. Bereitet dafür eine etwa zwei minütige Präsentation vor. Ihr könnt den Ort auch tanzen! Bitte haltet aber ein zweidimensionales Ergebnis eurer Erforschung für unsere gemeinsame Dokumentation fest.
Ziel ist es zum einen die Städte besser kennen zu lernen, zum anderen die verschiedenen Sichtweisen auf Stadt und Raum sichtbar zu machen. In diesem Zusammenhang können wir über die Chancen der Multiperspektivität in unserem Kolleg nachdenken, vielleicht voneinander lernen und Synergieffekte aus der Transdisziplinarität erkennen.