Planspiel in Voerde

Planspiel in Voerde: Mit Bürgerinnen und Bürgern Stadt entwickeln

von Lea Fischer und Nadine Willems

Im Rahmen des Promotionsvorhaben zur „Rolle von Bürger:innen in der Stadtentwicklung aus Sicht der planenden Verwaltung“ gilt es vor Ort in Mittelstädten wie Voerde zu wirken, weswegen Lea Fischer zu diesem Vorhaben ein Planspiel in Form eines Verwaltungsworkshops im vergangenen Monat umgesetzt hat.

Inhalt des Planspiels und gleichzeitiges Anliegen des gesamten Workshops ist das gemeinsame Gestalten von Beteiligung und Interaktion im Sinne einer Beteiligungskultur, um so implizites eigenes Wissen und das der Anderen nutzbar machen zu können und zu reflektieren. Es geht darum, einen Schritt aus dem Alltag heraustreten zu können und sich bewusst mit dem eigenen Blick auf Bürger:innen auseinandersetzen und voneinander lernen zu können.

Moderiert von Lea Fischer, in Zusammenarbeit mit Christopher Neuwirth und Jun.-Prof. Dr. Jan Polívka sowie unterstützt durch Nadine Willems, haben sich die Mitarbeitenden der planenden Verwaltung bei der Durchführung vor Ort in Voerde im vierstündigen Workshop über die Herangehensweisen an die Themen Beteiligung und Mitmachen von Bürger:innen im Rahmen der Stadtentwicklung ausgetauscht und diskutiert. In einem fiktiven verwaltungsinternen Arbeitskreis haben sich die Teilnehmenden in die jeweilige Situation nach Mittelingen oder Mittelburg hineinversetzt und sich mit dem gestellten Planungs- und Partizipationsprozess einer Parkplatzumnutzung beschäftigt. In ihren Kleingruppen mussten die Teilnehmenden einige gewagte Entscheidungen treffen und wurden mit unvorhergesehenen Entwicklungen konfrontiert.

Mit einer „Zielscheibe“ als Reflexionstool (einer Tischvorlage zur Kategorisierung der Überlegungen in Form einer Zielscheibe) konnten die Workshop-Teilnehmenden ihr implizites Praxiswissen strukturieren und im weiteren Verlauf mit den anderen Kleingruppen teilen. In drei Runden wurde dieses Tool in jeweils unterschiedlichen fiktiven Situationen der Interaktion zwischen Verwaltung und Bürgerschaft angewendet. In den Gruppen wurde jeweils zwischen zwei Handlungsoptionen entschieden, wie sie den weiteren Beteiligungsprozess gestalten können. Dabei entschieden sich die beiden Kleingruppen Mittelingen und Mittelburg sehr ähnlich, legten nur bei der Ausgestaltung der fiktiven Beteiligungsveranstaltungen andere Schwerpunkte. Im Fall der fiktiven Bürgerinitiative, die im Planspiel in Mittelingen/ Mittelburg eine experimentelle Aneignung des Parkplatzes durchführen möchte, setzten die Teilnehmenden auf den Aufbau von Strukturen (Ansprechpersonen, regelmäßige Treffen, die Begleitung vor Ort, etc.), um zu einer vertrauensvollen Kooperation trotz unterschiedlicher Zielsetzungen und Herangehensweisen zu kommen.

Im Anschluss konnten die Teilnehmenden selbstständig reflektieren, was ihrer Meinung nach für Konsequenzen aus den Entscheidungsprozessen der jeweils anderen Gruppen folgten. Sowohl in kleineren Peer-to-Peer-Diskussionen als auch im gemeinsamen Plenum konnten die getroffenen Entscheidungen evaluiert werden, neue Erkenntnisse gesammelt werden sowie Entscheidungen kritisch hinterfragt werden.

Einig waren sich die Teilnehmenden, dass die Gestaltung von interaktiven Planungsprozessen in den fiktiven Städten Mittelingen und Mittelburg genauso wie in der realen Stadt Voerde den Planenden eine hohe Flexibilität abverlangt. Immer neue Entwicklungen, Anliegen und Initiativen der Bürgerschaft machen Planungsprozesse oft unvorhersehbar, aber auch spannend und kreativ. Transparenz und Offenheit in der Kommunikation dürften dabei die Basis für eine gute Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteur:innen sein. Bei aller Fiktionalität wurde von den Beteiligten herausgehoben, dass der Austausch zwischen den verschiedenen Abteilungen der die zukünftige Entwicklung Voerdes planenden und gestaltenden Verwaltung im Planspiel auch für den Arbeitsalltag einen großen Mehrwert bietet.

Die Reflexion darüber, warum und mit welchem Ziel man sich jeweils für einen bestimmten Weg der Partizipation entscheidet, war das Ziel des Verwaltungsworkshops. Die Erkenntnisse über das Treffen von solchen Entscheidungen sollen dazu dienen, diese bei den zukünftigen Entscheidungen zur Prozessgestaltung heranzuziehen. Um dies auch in Zukunft fortführen zu können, wurden die Teilnehmenden mit einigen Zielscheiben ausgestattet.

An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal herzlich bei allen Teilnehmenden für das Engagement und die Unterstützung bedanken!

Planspieleinführung
Planspieleinführung
Phase 1: Analyse
Phase 1: Analyse
Austausch in den Kleingruppen
Gemeinsam Stadt entwickeln
Ausfüllen der Zielscheibe
Zielscheibe der Bürgerbeteiligung ausfüllen
Erkenntnisse und Ergebnisse teilen
Ergebnisrunde: Erfahrungen und Erkenntnisse teilen
Auswertung des Planspiels
Auswertung des Planspiels