3 Monate Mitmach-Box

von Anastasia Schubina

Bei dem Realexperiment in Deggendorf hat Anastasia Schubina Aneignungsprozesse untersucht und das Zusammenspiel von Aneignung und Gestaltung erprobt. Ein erster Bericht über die Aneignung oder „Wie aus einem Parkplatz ein Kulturort wurde“.

Wir blicken zurück auf drei Monaten intensiver Arbeit vor Ort beim Realexperiment Mitmach-Box in Deggendorf. Ziel war es, bevor die Planung des hier von der Stadt Deggendorf angedachten Kulturortes BoKSI-Park beginnt, über eine experimentelle Nutzung Bedürfnisse zu ermitteln und Ideen für die Entwicklung des Ortes zu generieren. Dafür wurden zwei erste Container auf dem umgenutzten Parkplatz im Stadthallenpark  aufgestellt, die in ihrer Nutzung offen waren und im Laufe des Experiments gestaltet und ausgebaut werden konnten.

 

Junge Menschen sowie diverse gesellschaftliche Akteur:innen wurden eingeladen mitzumachen. Schnell hat sich eine Kerngruppe gebildet, die sich kontinuierlich engagiert hat und stetig wächst. Der Fokus lag auf der praktischen Umsetzung von Ideen und dem kreativen Experiment. Hier gilt also weitgehend das Prinzip der „Do-ocracy“ – „Wer handelt, entscheidet“, solange ein inklusiver, offener Ort entsteht. So war es den jungen Menschen möglich sich den Raum auf vielfältige Weise anzueignen, was in der Doktorarbeit reflektiert wird. Wöchentlich wurden im Plenum Bedarfe, Zukunftsvisionen und Ziele diskutiert. Daraus sind Bauaktionen und selbstorganisierte öffentliche Veranstaltungen sowie ein zusammengeschweißtes Kollektiv hervorgegangen. Es wurden Möbel, eine Recyclingstation und eine Bar aus Paletten gebaut, die Container mit Grafitti gestaltet und sogar ein Vordach aus Stahl gebaut. In der kurzen Zeit gab es zwei Offene Bühnen, einen Nachtflohmarkt, Kinder-Yoga, einen Grafitti-Workshop, interkulturelle Aktionen und noch viel mehr. Außerdem hat sich der der offene Treff jeden Donnerstag als wichtige Anlaufstelle etabliert. Durch das außerordentliche Engagement der jungen Menschen ist ein (Sub-)Kultur- und Begegnungsort entstanden, der niederschwellig Austausch und Vernetzung ermöglicht und eine Ideenschmiede, bei der Vieles ausprobiert wurde. Die Möglichkeit der Aneignung hat zum Spaß am Engagement und zur Identifikation mit dem Ort geführt. Es hat sich gezeigt, dass genau solche Freiräume zur kreativen Entfaltung das sind, was vielen jungen Menschen in der ländlich geprägten Stadt fehlt.

 

Ich habe den Impuls zu dieser innovativen Beteiligungsmethode gegeben, das Projekt drei Monate vor Ort kuratiert und die Gruppe bei Ihrem Tun empowert. Die entstandenen Ideen und Impulse wurden immer wieder gemeinsam mit der Verwaltung reflektiert. Wichtig war es auch den Austausch zwischen der Stadt und dem Kollektiv sowie weiteren Akteur:innen herzustellen und zu moderieren. Durch zahlreiche Gespräche, Workshops am Modell etc. konnte so der Grundstein für einen ko-kreativen Prozess gelegt werden.

Mitmach-Box von oben
Alternativer Flohmarkt an der Mitmach-Box
Offene Bühne
Offene Bühne
Grafitti
Grafitti-Workshop
Bänke-Mal-Aktion mit ukrainischen Geflüchteten
Offene Bühne: Jazz & Funk & Fusion
Workshop mit der Stadtverwaltung: Wie kann sich der Ort entwickeln?
Der Side-Door-Container wird immer mehr zur Bühne
Selbstgebaute Paletten-Möbel
Plenum jeden Dienstag
Im Container sammeln sich Ideen und Erinnerungen
Mit der Feuertonne wird auch im Herbst draußen gejammt
Schlosserarbeiten nach Feierabend: ein Vordach entsteht
Die "Unklappbar" nun regengeschützt mit einem Vordach - beides selbstgebaut!