Planspiel in Planung
von Lea Fischer
Ein Werkstattbericht: Alle Doktorierenden wollen als Teil ihrer Forschung auch vor Ort in den Mittelstädten wirken. In meinem Fall geschieht dies durch einen Verwaltungsworkshop in Form eines Planspiels. Das Planspiel ist gerade in der Konzeptionsphase und wird im Oktober 2022 zum ersten Mal erprobt werden.
Entwickelt wird das Planspiel auf Grundlage der Zwischenergebnisse meines Promotionsvorhabens über die Bürger:innenbilder der planenden Verwaltung – für die ich unter anderem vor Ort in Voerde geforscht habe. Es findet mit den Mitarbeitenden der planenden Verwaltung der jeweiligen Mittelstadt statt. Schließlich geht es darum, sich in einem geschützten Raum über die Herangehensweisen der Verwaltung an die Beteiligung und das Mitmachen von Bürger:innen im Rahmen der Stadtentwicklung auszutauschen. Die Teilnehmenden bekommen mit der sogenannten „Zielscheibe“ (einer Tischvorlage zur Kategorisierung der Überlegungen in Form einer Zielscheibe) ein Reflexionstool an die Hand, mit dem sie ihr implizites Praxiswissen strukturieren und explizieren können. Anwenden können sie dieses Tool in drei Runden in jeweils unterschiedlichen fiktiven Situationen der Interaktion zwischen Verwaltung und Bürgerschaft. Sie entscheiden sich in ihren Kleingruppen jeweils zwischen zwei Handlungsoptionen, wie sie den Beteiligungsprozess gestalten, und ziehen zur Begründung die Zielscheibe heran.
Und hier die Welt, in der sich die Planspielteilnehmenden befinden:
„Mittelingen 2028: Der Sommer ist mit 45 Grad im Schatten der heißeste seit Wetteraufzeichnung und die Einwohner:innen von Mittelingen schwitzen und ächzen. Die Schüler:innen freuen sich kaum über Hitzefrei und die Stadtverwaltung ist nicht mehr produktiv. Vor allem für die älteren Mitbürger:innen ist es eine Qual, vor die Tür zu gehen. Im Stadtkern von Mittelingen ist es am schlimmsten. Die Straßen sind eng und es weht kaum ein Lüftchen. Der einzige größere Platz ist ein öffentlicher Parkplatz – ohne einen einzigen Baum oder Blumenkübel stehen hier 60 Pkw dicht an dicht auf dem Asphalt. Dem Stadtrat ist klar: So kann es nicht bleiben. Die Mitglieder beschließen einstimmig, dass der Parkplatz entsiegelt werden soll. Anschließend soll er begrünt werden und möglichst nur so genutzt werden, dass er trotzdem noch eine kühle grüne Insel mitten in Mittelingen darstellt.“
Die Teilnehmenden in ihren Kleingruppen stellen im Spiel einen verwaltungsinternen Arbeitskreis dar, der für den Planungs- und damit auch den Partizipationsprozess der Parkplatzumnutzung verantwortlich ist. Sicherlich stürzen sich die Teilnehmenden in einige gewagte Entscheidungen und werden mit unvorhergesehenen Entwicklungen konfrontiert. Ziel ist es, aus dem Arbeitsalltag herauszutreten und die Reflexion darüber, warum und mit welchem Ziel man sich für einen bestimmten Weg der Partizipation entscheidet, einzuüben und die Erkenntnisse bei Entscheidungen zur Prozessgestaltung heranzuziehen. Um dies auch im Alltag fortführen zu können, werden die Teilnehmenden mit einigen Zielscheiben als praktische Handkarten ausgestattet.
Sobald der Planspielworkshop fertig konzipiert ist und erste Erfahrungen mit der Durchführung vorliegen, wird auf dieser Website ausführlicher berichet. Ein anderes Planspiel des Kollegs steht bereits vollumfänglich zur Verfügung – hier können Sie den Modus des transformativen Forschens in einem fiktiven Reallabor erproben.